Ökolandbau in Rheinland-Pfalz - was macht den Unterschied?
Zu früheren Zeiten musste man bei Lebensmitteln nicht zwischen ‚Öko’ oder ‚Bio’ und ‚konventionell’ unterscheiden. ‚Bio’ war der Standard, denn die Menschen hatten einen kleineren Existenzradius und es gab noch deutlich mehr kleinbäuerliche Strukturen. Kunstdüngemittel, industriell hergestellte, chemisch-synthetische Mittel zur Schädlingsbekämpfung und zur Unkrautvernichtung waren vor dem Beginn des 20 Jahrhunderts fast nicht verfügbar. Die meisten Felder und Äcker sind damals naturbelassen und frei von sogenannter Agrochemie.
Mit dem technischen und industriellen Fortschritt entstanden auch für die Landwirtschaft neue Möglichkeiten der Ertragssteigerung. Die Jahre nach dem zweiten Weltkrieg markieren die Hauptentwicklungsstufe der industrialisierten Landwirtschaft.
Die Entwicklung der industrialisierten Landwirtschaft war maßgeblich durch folgende Neuerungen charakterisiert:
intensive Tierhaltung
Der Platz- und Nahrungsbedarf für die Tiere wird größer, die Verfügbarkeit und die Nachfrage an Fleisch steigen, der Fleischkonsum der Bevölkerung steigt (in Deutschland von 37 kg (1950) auf 60 kg (1960) pro Kopf / Jahr
intensive Flächennutzung und Monokulturen
Futtermittel für Tiere werden in großen Mengen benötigt, die Nachfrage an Getreide für industriell verarbeitete Lebensmittel steigt. Die Spezialisierung auf ein bestimmtes Erzeugnis (z. B. Mais) erfordert intensive Maßnahmen und führt zu einer einseitigen Bewirtschaftung.
Einsatz von Chemikalien zur Schädlings- und Unkrautbekämpfung
Um Ertragseinbußen durch Schädlinge und Unkraut zu verhindern, werden teilweise auch Chemikalien eingesetzt. Viele dieser Mittel sind umweltschädlich und stehen im Zusammenhang mit dem Insektensterben.
Das scheinbar unendliche Nahrungsangebot, wie wir es aus den Supermärkten kennen, ist das Ergebnis der industrialisierten und globalisierten Lebensmittelindustrie. Heute findet sogar eine Überproduktion an Lebensmitteln statt, was dazu führt, dass Unmengen an Lebensmitteln unangetastet in den Müll wandern. Hintergrundinfos finden Sie hier.
Diese Wirtschaftsweise zählt zu den Einflussfaktoren für lebensbedrohliche Entwicklungen wie den Rückgang der Biodiversität und den Klimawandel.
Ökolandbau – nachhaltig wirtschaftengemeinsam mit der Natur
Immer mehr LandwirtInnen und Unternehmen entscheiden sich, aus Überzeugung, zugunsten einer auch zukünftig lebenswerten und intakten Umwelt für alle Lebewesen und nicht zuletzt aufgrund der steigenden Nachfrage der Verbraucher nach natürlich erzeugten Lebensmitteln sowie nachhaltig hergestellten Produkten, ökologisch zu wirtschaften.
Im Ökolandbau gilt das Prinzip der Kreislaufwirtschaft, man arbeitet mit der Natur, anstatt sie zu bekämpfen. Jedes Lebewesen hat eine Funktion im Kreislauf aus Werden und Vergehen.
Kein Einsatz von chemisch-synthetischen Mitteln zur Eindämmung von Schädlingsbefall und Beikraut
Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern verwenden u.a. HelferInnen aus der Natur wie z. B. ‚Nützlinge’ oder biologisch abbaubare Pflanzenschutzmittel, die natürlich gewonnen werden, z. B. aus Pflanzen, Tieren, Mikroorganismen oder Mineralien. Mehr dazu hier.
Fruchtfolge
Um die Böden gesund und nährstoffreich zu halten, setzen Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern auf eine abwechselnde Bepflanzung ihrer Felder und Gärten mit bestimmten Pflanzen, die dem Boden Nährstoffe zuführen und ein lebendiges Erdreich fördern
Weitere, ausführliche Informationen zum Ökolandbau finden Sie unter ‚Was heißt Bio’. Geschichtliche und wissenschaftliche Hintergründe zur Entstehung der ökologischen Landwirtschaft bietet der Bund ökologische Landwirtschaft (BÖLW).
Etwa 32.000 Betriebe bundesweit wirtschaften nach den Richtlinien des ökologischen Landbaus. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat aus dieser Vielfalt 290 Demonstrationsbetriebe gewählt, die Verbrauchern anhand von Führungen, Festen und Seminaren einen Einblick in Ihre Arbeit geben.
Bio in Rheinland-Pfalz
Auch in Rheinland-Pfalz gewinnt der Ökolandbau zunehmend an Bedeutung. Charakteristisch für unsere Region ist der Weinbau, gefolgt vom Gemüseanbau (Video: biologischer Gemüseanbau auf dem Biolandhof Morgentau, Kleinniedesheim).
Bio-Lebensmittel aus Rheinland-Pfalz finden Sie über den Bioeinkaufsführer Rheinland-Pfalz.
Aufgrund der immer größer werdenden Nachfrage sind Bio-Lebensmittel mittlerweile auch in allen gut sortierten Supermärkten erhältlich. Zum Teil sind das Markenprodukte aus dem Fachhandel und zu einem großen Teil auch Eigenmarken der jeweiligen Supermarktketten. Bio-Produkte müssen mit dem EU-Bio-Siegel versehen sein.
Um die Nachfrage der VerbraucherInnen zu bedienen und lokale Bio-Betriebe zu unterstützen, bieten auch große Supermarktketten je nach Verfügbarkeit deren regional erzeugte Bio-Produkte in ihren Filialen an. Solche Vertriebsmöglichkeiten begleiten auch die AÖL-Bio-Verbände.
Bio-Einkaufsführer RLP
Über den Bioeinkaufsführer Rheinland-Pfalz erfahren Sie, wo Sie Bio-Produkte lokal und regional einkaufen und damit Unternehmen aus Ihrer Heimat unterstützen können.
Nachfolgend möchten wir Ihnen einige aktuell im Fokus stehende Themen rund um den Ökolandbau ausführlicher vorstellen. Ein umfassendes Informationsangebot bietet das Portal https://www.oekolandbau.de/.
Farm to Fork – mehr Öko in der EU
Der ‚Green Deal’ der EU-Kommission, eine Art Leitfaden zugunsten einer nachhaltigen Entwicklung der Wirtschaft in der EU, umfasst unter anderem eine Biodiversitätsstrategie und die ‚Farm-to-Fork-Strategie’.
Ökologischer Weinbau
Bio-Winzer setzen auf Prävention. Die Arbeit im Einklang mit der Natur und die dafür typischen Tätigkeiten rund um den Weinberg sind aufwändig und meistens mit mehreren Arbeitsschritten sowie viel Handarbeit verbunden.
Bio aus RLP im Rundfunk
Einige Bio-Betriebe aus Rheinland-Pfalz wurden vom Südwestrundfunk (SWR) begleitet. Die Fernsehreportagen bieten interessante Einblicke hinter die Kulissen der Betriebe und in die ökologische Landwirtschaft.
Gemeinsame Agrarpolitik
„Landwirtinnen und Landwirte sollen auf dem Weg zu einer klimaangepassten und nachhaltigen Landwirtschaft unterstützt werden und damit letztendlich ihre Existenz sichern können“, sagt die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken.
Biodiversität
Der Begriff Biodiversität fällt im Zusammenhang mit den Themen Ökolandbau, Nachhaltigkeit und Klimaschutz häufig. Doch was bedeutet Biodiversität und warum ist sie lebenswichtig? Antworten und Erklärvideos im Beitrag.
„Insektensterben“
Insekten sind unverzichtbar für Ökosysteme. Sie leisten unverzichtbare, äußerst wertvolle Arbeit bei der Bestäubung, zudem stellen sie die natürlichste Form der Schädlingsbekämpfung dar. Warum sind sie in Gefahr?
Zweinutzungshuhn
Die Geflügelindustrie steht in Sachen Nachhaltigkeit und Ethik unter Druck. Von den Tieren, die das Licht der Welt in einem Brutschrank erblicken, sind 50% männlich. Jährlich werden 45 Millionen männliche Küken getötet, doch es gibt Alternativen.