
Reben unter Stress – So steht es um die Zukunft des pfälzischen Weinbaus
Die Folgen des Klimawandels stellen den pfälzischen Weinbau vor viele Herausforderungen: Temperatur- und Niederschlagsschwankungen, Pilzbefälle, erosionsgefährdete Böden und mehr setzen sowohl Reben als auch ihre LandwirtInnen unter Stress.
Weder Mensch noch Pflanze kann sich in der Geschwindigkeit anpassen, in der wir mit den Veränderungen durch den Klimawandel konfrontiert werden. Um die Weinkultur in Rheinland-Pfalz zu erhalten, müssen Lösungen her. Einige dieser stellen wir euch in diesem Artikel vor.
1. Lösung: Beim Einkauf auf Öko setzen
Die industrielle Landwirtschaft nimmt großen Einfluss auf den Klimawandel. Monokulturen, intensive Tierhaltung und der Einsatz von chemischen Unkraut- und Insektenbekämpfungsmitteln belasten unsere Umwelt langfristig. Auch im konventionellen Weinbau werden Methoden eingesetzt, die den Klimawandel vorantreiben.
Um für eine lebenswerte und intakte Umwelt einzustehen, können VerbraucherInnen bei ihrem Einkauf Produkte aus regionaler und ökologischer Landwirtschaft bevorzugen. Bio-LandwirtInnen folgen den Prinzipien des Öko-Landbaus, zu denen beispielsweise die Kreislaufwirtschaft gehört. In der Kreislaufwirtschaft wird im Einklang mit der Natur gewirtschaftet, anstatt diese zu bekämpfen. Dadurch werden Herausforderungen des Weinbaus, wie die Abnahme der Bodengesundheit, nachhaltig entgegengewirkt.
2. Lösung: Resistente Kreuzzüchtungen wie PIWI-Weine
Weinreben stammen ursprünglich aus trockenen, warmen Gebieten, was sie für Pilzkrankheiten anfällig macht. In regnerischen Sommern haben feuchtigkeitsliebende Pilze leichtes Spiel, wie z.B. der Echte Mehltau und Grauschimmel. Um Ernteausfälle zu vermeiden, arbeiten Bio-LandwirtInnen mit Fungiziden wie Kupfer, die mit den Prinzipien des Öko-Landbaus verträglich sind.
Doch Kupfer ist nicht unproblematisch. Für Mikroorganismen und Weichtiere, die im umliegenden Boden hausen, kann Kupfer schon in geringen Mengen giftig sein. Je mehr der Kupfergehalt im Boden steigt, desto mehr sinkt die Biodiversität.
PIWI-Weine, kurz für pilzwiderstandsfähige Weine, schaffen hier Abhilfe. Durch Kreuzzüchtung von europäischen mit amerikanischen und asiatischen Rebsorten sind PIWIs resistenter gegen Krankheiten und Pilzbefälle. Im Schnitt benötigen PIWIs nur ein Drittel der Pflanzenschutzmittel im Vergleich zu herkömmlichen Sorten, in manchen Jahren kommen Bio-LandwirtInnen sogar ganz ohne Pestizide aus.
Mit PIWI-Weinen sind Bio-LandwirtInnen also:
- besser gegen Folgeprobleme des Klimawandels geschützt, wie z.B. Pilzbefälle,
- in der Lage, Öko-Landbau gerechte Pestizide wie Kupfer einzusparen, was Mikroorganismen schont.
3. Lösung: Bodenpflege
Immer öfter richtet sich der Blick bei Gesprächen über den Klimawandel in Richtung Boden. Denn die Bodengesundheit nimmt ab, doch intakte Böden sind für die Lebensmittelproduktion unverzichtbar.
Im Öko-Landbau wird genau auf die Bodengesundheit geachtet. Mit abwechselnder Bepflanzung wird beispielsweise gewährleistet, dass den Ackerflächen nach einer Ernte Nährstoffe zurückgeführt werden. So auch im Bio-Weinbau.
Doch auch andere Belastung, zum Beispiel durch Überfahrten mit Agrarmaschinen, machen dem Boden zu schaffen. Denn diese physikalische Beanspruchung führt zu Bodenverdichtungen. Das schränkt die Luft- und Wasserversorgung des Bodens ein, was für die Pflanzen, aber auch für Bodenbewohner drastische Folgen haben kann. Schon der verminderte Einsatz von Fungiziden hilft, Überfahrten zu reduzieren und die Bodengesundheit zu verbessern. Dies ist zum Beispiel beim Anbau von PIWI möglich.
Eine weitere bodenpflegende Maßnahme ist der Erosionsschutz. Viele Faktoren beeinflussen die Erosionsanfälligkeit eines Bodens. So auch das vermehrte Auftreten von Starkregen, der durch das Abschwemmen von Bodenmaterial zum Beispiel die Nährstoffspeicherfähigkeiten des Bodens beeinträchtigt. Um diesem Risiko entgegenzuwirken, werden erosionsschützende Maßnahmen, wie die zeitlich begrenzte Bodenbegrünung oder Abdeckung mit organischen Materialien wie Stroh oder Rindenmulch, in Zukunft immer wichtiger.
4. Lösung: Solidarische Landwirtschaft
Neben den genannten Maßnahmen, die resistente Rebsorten, Artenschutz und Bodengesundheit fokussieren, gibt es eine weitere Lösung, die den Öko-Weinbau zukunftsfähig macht: Die solidarische Landwirtschaft, kurz Solawi. Bei der Solawi erhalten KundInnen für einen regelmäßigen, finanziellen Beitrag einen Ernteanteil, während die LandwirtInnen durch das sichere Einkommen Planungssicherheit erhalten. Besonders in Krisenzeiten, wie außergewöhnlichen Dürre- oder Niederschlagszeiten, ist die finanzielle Halt vorteilhaft. Denn so verteilt sich die Risiken der Landwirtschaft auf mehreren Schultern.
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